SURE KALEM
ZEITRAUM MEKKA
2. (68.) SURE KALEM (… Der Stift…)
ZEITRAUM MEKKA
Versgruppe: 4
1. Nûn/50 (8). Beim Stift und bei dem, was sie schreiben und sagen/ mythologisieren (9), 2. bist du bei der Gnade deines Herrn kein Wahnsinniger /keiner, der von mysteriösen Kräften getrieben wird / kein Verrückter/ irregeleiteter/. 3.-4. Und zweifellos gibt es für dich viel Lohn ohne Dankesschuld. Und du bist ohne Zweifel mit starkem, moralischem Charakter gesegnet. (10)
(2/68, Kalem, 1-4)
(8) Im Koran sieht man, dass viele Suren mit “alleinstehenden, nicht zusammengehörenden Wörtern” anfangen. Es gibt verschiedene Ansichten hinsichtlich der Bedeutung dieser Worte, so z.B., dass die Worte äquivalent sind, ein Code, eine Abkürzung, der Anfangsbuchstabe oder der letzte Buchstabe eines bestimmten Wortes. Unserer Ansicht nach soll mit diesen Worten eine Art Warnsignal gegeben werden. Mit diesen Worten soll die Aufmerksamkeit auf die zu lesenden Verse gelenkt werden wie z.B. mit dem Wort “elâ” /Achtung, Augen auf/. Darüber hinaus sind dies unerlässliche Bestandteile für den mathematischen Aufbau des Korans. Außerdem kann es sein, dass diese Worte auch für Zahlen stehen. Denn in der Zeit, in der der Koran offenbart wurde, wurden in der arabischen Bevölkerung noch keine Zahlen verwendet. Für Zahlen wurden Buchstaben verwendet. Die Nutzung der Buchstaben anstelle von Zahlen ist bekannt, unter dem Begriff “Abdschad /arabisches, alphabetisches Zahlensystem/”. Deshalb haben wir neben dem Wort auch den entsprechenden numerischen Wert mitangegeben. Wir haben noch keine Gewissheit darüber, was mit den numerischen Werten beabsichtigt worden sein könnte. Außer dass die Buchstaben für Zahlen standen, hat das Abdschad-Zahlensystem, das zur Zeit der Offenbarung des Korans verwendet wurde, keine weitere Besonderheit.
(9) Im Arabischen wird der sogenannte “Kasem Satz” verwendet, um eine behauptete These mit konkreten Belegen zu bestärken. Der “Kasem Satz” ist also ein Satz, der eingesetzt wird, um aufgestellte Thesen mit starken Beweisen zu untermauern. Der “Kasem Satz” besteht aus zwei Teilen: Der erste Teil, … aus dem “Schwur/Eid” /indem Beweise und Zeugen aufgeführt werden/. Dieser Teil heißt “Kasem Abschnitt”. Der zweite Teil heißt “Antwort auf den Kasem-Abschnitt”. In dem “Schwurteil” werden Personen, Ereignisse oder Dinge als Beweise herangeführt, um die These, die im zweiten Abschnitt behauptet wird zu stützen. Im “Antwortteil” wird das eigentlich zu beurteilende Thema benannt. Die Satzstruktur dieser Ausführungen ist anders als bei sonstigen Sätzen aufgebaut. Diese Satzart kommt im Koran an hunderten von Stellen vor. Unser Herr verwendet den Kasem Satz für viele “Ereignisse”, “Systeme” oder “Dinge” und führt sie als Beweise für die genannten Urteile auf.
(10) In diesem Abschnitt ist ganz klar zu erkennen, dass Mohammed zum Propheten auserwählt wurde, weil er eine in der Gesellschaft respektierte Person war, einen moralisch gefestigten Charakter hatte, geistig gesund war und Vermögen besaß, dass ihm ohne Dankesschuld gehörte.
Versgruppe: 5
5.-8. Du wirst bald sehen und auch sie werden sehen, wer sich von euch ins Feuer begibt, weil er vom rechten Glauben abkam. Zweifellos ist es dein Herr, der am besten weiß, wer von seinem Weg abgekommen ist. Und Er ist es, der am besten weiß, wer auf den rechten Weg geleitet wurde. Deshalb gehorche nicht denjenigen, die den Tag des Jüngsten Gerichts leugnen! 9.-16. Sie wünschten sich, dass du ihnen schmeichelst, damit sie auch umgehend dir schmeicheln können. Gehorche keinem dieser boshaften Schmarotzer, keinem der immer gleich schwört, verächtlich, spöttisch und verräterisch ist, der einem übel nachredet, Unruhe stiftet, der gerne lästert, das Gute behindert, ausfällig und sündig ist und sich grob benimmt, nur weil er reich ist und Söhne hat. Derjenige, der das Jenseits leugnet, sagte: „Nichts als Fabeln der Vorfahren”, als unsere Verse ihm vorgetragen wurden. Bald werden Wir ihn an den Pranger stellen. (11)
(2/68, Kalem, 5-16)
(11) Die wortwörtliche Übersetzung ist ”Wir werden ihn auf den Rüssel brandmarken”. Das ist eine Redewendung der Araber, mit der ausgedrückt wird, dass eine Person öffentlich bloßgestellt wird. Wir haben diese Redewendung mit einer deutschen Redewendung übersetzt.
Versgruppe: 6 (12)
17.-24. Zweifellos werden Wir sie in Schwierigkeiten bringen, so wie Wir auch die Gutsbesitzer in Schwierigkeiten gebracht haben: Sie schworen, dass sie die Ernte mit Sicherheit am Morgen einsammeln und keine Ausnahme machen würden. Doch als sie schliefen, ließ dein Herr einen Sturm über ihre Felder/ Güter hinüberziehen. Frühmorgens sah das Gut aus, als ob es abgeerntet wäre. In der Morgendämmerung riefen sie einander zu: „Los, geht Früh zu euren Feldern, wenn ihr abernten wollt!” Da machten sie sich schnell auf den Weg und flüsterten untereinander: „Heute soll sich bloß kein Armer zu euch einschleichen!“
(12) Damit das Thema richtig verstanden wird, man sich Lehren daraus ziehen kann und man künftig aufgeklärt ist, gibt unser Rabb unermüdlich Beispiele und Erzählungen. Es werden weitere hunderte von erläuternden Beispielen und Erzählungen folgen. Diese Beispiele und Erzählungen sind über Noah, die Völker Ad, Thamud, Lot und Moses/Israeliten, über Pharao und deren Fortbestand. Zu der Zeit, als der Koran offenbart wurde, waren diese jedem bekannt. Erzählungen, die im Schulunterricht eine wichtige Rolle spielen, sind ein effektives Mittel um zu warnen. Deshalb kommen viele Erzählungen und beispielhafte Erläuterungen im Koran vor, die auch mehrfach wiederholt werden. Am Stil der im Koran vorkommenden Erzählungen und Erläuterungen ist zu erkennen, dass diese nicht erzählt werden um historische Informationen mitzuteilen sondern um zu mahnen. Die Erzählungen und beispielhaften Erläuterungen im Koran bringen nach unseren Feststellungen für diejenigen folgende Vorteile, die aus der Mahnung einen Nutzen ziehen können:
• Er zeigt, dass die Propheten keine Nachkommen zeugen, indem er darüber informiert, dass es auch früher Propheten gab, die kamen und die dann auch wieder von uns gingen.
• Er lehrt, dass die einzige Aufgabe aller Propheten darin bestand, die Offenbarung zu verbreiten und zu ermahnen.
• Er informiert, dass die Gesandten Allahs in der Gesellschaft, zu der sie gesandt wurden, durch die Mächtigen in der Gesellschaft (mele) immer zurückgewiesen worden sind.
• Er gibt denjenigen, die gegen die Verbreitung der Botschaft durch Mohammed waren und ihn dabei behindern wollten, Beispiele aus der Vergangenheit – einige, die sie auch selber kennen -, in denen aufgezeigt wird, wie sie dieses Verhalten bezahlen werden. Er erinnert, warnt sie und ist zukunftsweisend, indem er die Gründe ihres Untergangs, Zerfalls erläutert.
• Er erweckt Vertrauen, indem er mitteilt, dass sich die Situation, in der sich unser Prophet und seine Mitgefährten befinden, der Situation ähnelt, in der sich die vorherigen Propheten in ihrer Gesellschaft auch befunden haben, ja sogar im größten Maße identisch ist. Außerdem motiviert und bestärkt er sie moralisch, in dem er ihnen mitteilt, dass die Gesandten Allahs immer als Sieger hervorgegangen sind.
Die heutigen Menschen sollten deshalb Recherchen über die Kulturen und Völker durchführen, die außerhalb des Nahen Ostens gelebt haben und nach der Offenbarung des Korans untergegangen sind. So sollten sie z.B. Recherchen über Anatolier, Karier, Lyder, Lykier, Phryger, Hethiten, Urartäer, Ionier, Hellenen, Sumerer, Assyrer, Babylonier, Römer, Alexander dem Großen und Byzantiner durchführen und somit in der Zukunft nicht die gleichen Fehler wie sie begehen.
25.-29. Sie gingen frühmorgens mit einer nur ihnen gebührenden abwertenden/ aggressiven Haltung los. Als sie das Gut sahen, sagten sie: „Wir haben uns bestimmt geirrt/ sind am falschen Ort; nein, nein wir wurden beraubt; Gott/ Allah hat uns bestraft!”
Der, unter ihnen noch am anständigsten war, sagte: „Habe ich euch nicht gesagt, dass ihr Gott/ Allah preisen sollt?” (13) Sie sprachen: „Unser Herr, wir preisen dich, wahrlich, wir waren falsch und ungerecht handelnde Menschen!”.
(13) Tasbih /Preisen/ bedeutet “Allah von Dingen fernhalten, die Ihm nicht angebracht sind. Allah glorifizieren, begreifen, dass er alle erdenklichen Eigenschaften auf sich vereint und dies bei jeder Gelegenheit laut sagen”.
30.-32. Daraufhin drehten sie sich zueinander und tadelten sich gegenseitig: „Wehe uns! Wir waren tatsächlich aufsässig, so wie der Pharao, wir hoffen sehr, dass unser Herr uns stattdessen etwas Besseres gibt; Er ist unsere einzige Hoffnung”.
33. So ist die Strafe auf Erden. Sicherlich ist die Strafe im Jenseits viel größer, wenn sie es nur wüssten!
(2/68, Kalem, 17-33)
Versgruppe: 7
34. Ohne Zweifel, für die Gottesfürchtigen sind bei ihrem Herrn Gärten der Wonne bestimmt. 35. Sollen Wir etwa die Gläubigen genauso behandeln wie die Sündigen?
(2/68, Kalem, 34-35)
Versgruppe: 8
36. Was ist mit euch? Wonach urteilt ihr? 37.-38. Habt ihr etwa eine Schrift, in der euch gelehrt wird: „Das alles, was ihr begehrt/ gefällt, garantiert euch gehören wird?” 39. Oder habt ihr Eide/Zusicherungen von Uns, die bis zum Tag des Jüngsten Gerichts gelten und besagen „Was ihr auch urteilt, es wird so geschehen?”
40. Frag doch diejenigen, die das Jenseits verleumden, wer von ihnen so etwas garantiert? 41. Oder haben sie Gefährten? Dann sollen sie ihre Gefährten herbeibringen, wenn sie die Wahrheit sagen.
42. An dem Tag, wo die nackte Wahrheit dargelegt und ernst wird, sie aufgerufen werden sich niederzuwerfen/ hinzugeben, dann werden sie es nicht mehr können. 43. Sie werden mit gesenktem Blick/ Haupt dastehen und mit Schmach und Schande bedeckt sein. Dabei wurden sie zuvor aufgefordert sich niederzuwerfen und hinzugeben auch wo sie noch gesund waren.
(2/68, Kalem, 36-43)
Versgruppe: 9
44. Dann überlasse Mir diejenigen, die dieses Wort/ den Koran leugnen! Wir werden sie da packen, wo sie es noch nicht ahnen/ wissen. 45. Und Ich gewähre ihnen Aufschub, gebe ihnen Zeit, denn Mein Plan ist sicher/ vollkommen.
46. Verlangst du etwa einen Lohn von ihnen, so dass sie unter einer großen Schuldenlast erdrückt werden? 47. Oder liegt es bei ihnen, dass nicht Sichtbare/ Verborgene, … zukünftige Ereignisse aufzuschreiben?
48. Dann habe Geduld; /Arabisch: sabr/, /beharrlich/unermüdlich/standhaft sein/ (14) mit der Entscheidung deines Herrn, sei nicht wie der Verzweifelte (15), als er seinen Herrn um Hilfe anrief. 49. Hätte ihn die Gnade des Herrn nicht erreicht, dann wäre er verachtet/ gedemütigt an einen öden/ verwaisten Ort verband worden. 50. Doch sein Herr wählte ihn aus und machte ihn zu einem der Rechtschaffenen.
(14) Die wortwörtliche Bedeutung von sabr ist “einsperren, drin lassen”, welches “auf den Weg beharren, den der Verstand und die Religion aufzeigen, entschlossen sein, nicht nachgeben” meint. D. h., sich gegen das Unglück/die Katastrophe wehren, welche/s/ einem zugestoßen ist, ohne dass man selbst etwas dazu beigetragen hat, und welche/s/ eine große Sorge bereitet, sich anstrengen, um das Unglück zu überstehen. Beim Untersuchen des Wortes “sabr” sollte man auch festhalten, was es nicht bedeutet.
Man sollte sich im Klaren sein, dass “sabr” /Geduld/ nicht bedeutet, dass man ungerechte Verurteilungen hinnehmen soll, Faulheit, Trägheit und Demütigungen zulassen soll, dass man Erniedrigungen, ungerechte Taten, Angriffe, die der Würde des Menschen schaden, ertragen soll und alldem gegenüber schweigen und passiv bleiben, es aushalten und geduldig sein soll. Denn nicht rechtmäßigen Dingen gegenüber zu schweigen bedeutet, dass man selbst ein Teil dessen wird. Ganz im Gegenteil, sabr bedeutet “sich gegen solche Bösartigkeiten wehren und sich anstrengen das Recht zu verteidigen und zu bewahren und hierbei entschlossen sein”. Unser Herr sagt: Und wie viele Propheten gab es schon, an deren Seite viele Gläubige kämpften. Sie gaben nicht nach vor dem, was sie auf dem Weg Allahs traf. Sie zeigten keine Schwäche und unterwarfen sich nicht. Gott liebt diejenigen, die Geduld haben./Sure Al-Imran, Vers 146/. Das Thema Geduld “sabr” wird in der Bücherreihe “Tebyînu’l-Kur’ân‚” ausführlich beschrieben.
(15) Wir haben das Wort “hut” mit “Verzeiflung” übersetzt. Die wortwörtliche Bedeutung ist Verzweiflung, die durch Unersättlichkeit und Unzufriedenheit hervorgerufen wird. Da Fische kein Sättigungsgefühl haben, werden sie mit dem Wort hut beschrieben. Das was hier mit “derjenige mit der Eigenschaft hut” gemeint ist, sind die Propheten Jona und Moses. Beide Propheten sind an den Schwierigkeiten ihrer Aufgaben verzweifelt und haben versucht ihrer Pflicht zu entgehen. Im Koran /Suren: As-Saffat/139-149 und Al-Kahf/61/ ist das Wort hut an beide gerichtet. Dem Koran nach /Suren: As-Saffat/139-148, An-Naml/10 und Al-Qasas/31/ haben sie sich beide vor ihren Pflichten gedrückt.
51. Die Ungläubigen; ~ die wissentlich/absichtlich, Gottes Führung, Herrschaft und Gesetze verbergen und zurückweisen. ~, würden dich mit ihren Blicken am liebsten zu Fall bringen/ dich mit ihren Blicken verschlingen, wenn sie die Belehrung/ den Koran hören. Und sie sagen: „Er ist zweifellos ein Verrückter, einer der von mysteriösen Kräften geleitet wird”.
52. Obwohl der Koran, doch nichts anderes ist, als eine Belehrung für alle Welten.
(2/68, Kalem, 44-52)